Himmelfahrtsboschen
Die Kreuterbuschen werden jährlich frisch zu Maria Himmelfahrt am 15. August gebunden und in der heiligen Messe gesegnet.
Diese Tradition wird heute noch im
Gemeindegebiet Oberstdorf gelebt. Die Mitte des Kräuterboschens ist stets die stattliche Königskerze, die an Marias Zepter erinnern soll und im Allgäu auch als Wetterkerze bekannt ist. Zur Verehrung Mariens wird eine Rose dazu gebunden und auch die Schafgarbe als hochgelobtes Frauenkraut gehört in die Straußmitte.
Mancherorts gibt es eine feste Anzahl von Kräutern die in den Buschen gehört. Magische Zahlen aus babylonischer Zeit wie 7, 9, 12, 33 oder 77 sind überliefert. Bei uns werden hauptsächlich wichtige Heilund Wildkräuter aus dem Bauerngarten oder unserer wilden Pflanzenwelt eingebunden, wie z.B. Augentrost, Angelikawurz, Beifuß, Beinwell, Eisenkraut, Farnkraut, Frauenmantel, Gänsefingerkraut, Kamille, Liebstöckl, Mädesüß, Meisterwurz,
Minzen, Ringelblume, Rosmarin, Salbei, Schwarzer Holunder, Spitzwegerich,
Thymian, Weißdorn, Wermut, Zinnkraut, ...
Der Kräuterboschen diente der früheren Landbevölkerung nicht nur als Winterapotheke, sondern auch zum Schutz gegen Krankheiten und Verzauberungen aber auch für Eheglück, Kindersegen. Aufgehängt wurde er im Herrgottswinkel, im Dachboden (Blitzschutz) sowie auch im Stall. Früher, als man um Oberstdorf auch noch Korn angebaut hat, band man auch die Ähren mit ein; sie dienten so auch als Notvorrat zur Saat.
Hauptsächlich wurden die benötigten getrockneten Kräuter herausgezupft, zerrieben und geräuchert. Bei Krankheiten mischte man aber auch kleine Teile der geweihten Kräuter dem normalen Kräutertee bei. Deshalb war es wichtig keine Giftpflanzen in den Kräuterbusehen einzubinden.
Von Patricia Lipp, Allgäuer Wildkräuterführerin